Seit Jahrhunderten jagt der Mensch den Bienen hinterher, um sie ihrer wertvollen Güter zu berauben. Weniger martialisch ausgedrückt: Die Bienen sammeln und erzeugen eine gute Handvoll von Produkten, die für uns attraktiv sind. Honig war früher eine der wenigen Möglichkeiten, seinen Speisen Süße zuzufügen; das Wachs wurde zur Kerzenproduktion dringend benötigt. Kein Wunder, dass Zeidler – so nannte man die Handwerker, die den wilden Honigbienenvölkern in den Wäldern nachstellten – von den Fürsten privilegiert wurden, gegen Gebühr in deren Wäldern zu arbeiten und eine eigene Gerichtsbarkeit zu entwickeln.
Heute sind all diese Bienenprodukte immer noch beliebt. Imker*innen leben nicht zuletzt vom Honigverkauf. Aber auch all die anderen Gaben haben inzwischen einen höheren Stellenwert bekommen. Hier erfährst du alles zum süßen Gold sowie zu Pollen, Wachs, Propolis und Gelée Royale.
In den vergangenen Jahren hat die sogenannte Apitherapie an Beliebtheit gewonnen – also die medizinische Anwendung von Bienenprodukten wie Propolis gegen Halskrankheiten, aber auch Bienengift oder Pollen zur Desensibilisierung gegen Allergien und viele andere Einsatzmöglichkeiten. Doch ohne entsprechende medizinische Expertise können und wollen wir diesen Bereich an dieser Stelle nicht vertiefen.
Honig
Das bekannteste Bienenprodukt ist sicherlich der Honig. Seine Grundlage ist der kohlenhydratreiche Nektar, den die Sammelbienen von den Blüten mit in den Stock bringen. Der Nektar befindet sich in den tiefen Kelchen der Blüten und muss dort von der Sammelbiene in ihr Mundwerkzeug, den Saugrüssel, in ihre Honigblase aufgezogen werden. Je nach Pflanzenart, aber auch abhängig von der Witterung und der Menge an Regen, geben die Blüten unterschiedlich viel Nektar ab. Nach ungefähr 100 Blütenbesuchen – das entspricht rund 20 Milligramm Nektar – kehrt die Biene mit einer vollen Blase wieder zurück zum Stock und übergibt dort einer Stockbiene den Inhalt.
In der Honigblase der Biene wird der Nektar mit Peptiden und Enzymen versetzt und nach mehrmaliger Übergabe von Biene zu Biene wird aus dem Nektar der Honig. Dieser wird in Wabenzellen eingelagert. Aber noch ist sein Wassergehalt zu hoch, denn über 18 Prozent H2O droht die Gefahr des Gärens. Da der Honig als Wintervorrat dient, muss er getrocknet werden. Die Bienen setzen sich dazu auf die Waben, fächeln mit ihren Flügeln und senken durch diese Verdunstung den Wassergehalt auf das erforderliche Maß. Danach wird der Honig durch die Verdeckelung der Zelle mit luftundurchlässigem Wachs haltbar gemacht.
Neben dem Nektar sammeln die Bienen auch Honigtau an Bäumen und Sträuchern. Honigtau ist eigentlich nichts anderes als Exkremente von Läusen, die von den Bienen aufgesammelt und in den Stock gebracht werden. Ist der Anteil aus gesammeltem Honigtau hoch, wird das Endprodukt als Waldhonig deklariert.
Gelée Royale
Gelée royale ist der Saft, mit dem Bienenlarven in den ersten drei Tagen gefüttert werden. Es ist reich an Proteinen, Vitaminen, Hormonen, Mineralstoffen und weiteren Elementen. Werden Larven länger als diese drei Tage gefüttert, entwickeln sich aus ihnen Jungköniginnen. Auf diese Art und Weise steuern die fütternden Arbeiterinnen den Generationenwechsel im Bienenstaat und regen den Schwarmtrieb an.
Gelée royale wird in kosmetischen Präparaten oder als Nahrungsergänzung genutzt. Es wird meist gewonnen, indem man Bienenvölker königinnenfrei hält und den Weiselfuttersaft aus stetig neu entstehenden Weiselzellen absaugt. Da dies die Bienenvölker unter permanenten Stress setzt, lehnen vor allem ökologisch arbeitende Imkereien die Produktion von Gelée royale ab.